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Parallel 2020, Rudolf-Sallinger Platz 1, Vienna
curated by Cornelia Lein

Installation View, Parallel 2020, Rudolf Sallinger Platz 1, Vienna

Allround Schwimmer, Unterglasurmalerei auf modellierten Keramik-Fliesen, 10 x 10 / 15 x 10 / 10 x 5 cm

Text Auszug aus dem Booklet zur Ausstellung von Cornelia Lein.

“The one essential prerequisite of all freedom … is simply the capacity of motion which cannot exist without space.”

Hannah Arendt

Die Frage nach dem Verhältnis von Stillstand und Bewegung, Realität und Fiktion verbindet die Arbeiten von Veronika Abigail Beringer, Esther Martens, Anna Nagy und Amelie Schlögelhofer wie ein undurchsichtiges Band. Die vier Künstlerinnen haben in engem Austausch im Sommersemester 2020 ihre Diplome an der Universität für Angewandte Kunst Wien in Malerei und Animationsfilm, Klasse Judith Eisler, bestritten. Auf der Suche nach Sinn und Selbstbestimmung werden Konstruktionen von Identitäten, sowie die eigenen Bedingtheiten und Strukturen mit Hirn und Humor geprüft.

Wie können im zeitgenössischen Kontext Potenziale geschaffen werden, ohne sich selbst von der Fülle der Möglichkeiten erdrücken zu lassen? Wie lassen sich Handlungsräume in der künstlerischen Praxis gestalten? Und was gilt es der spätkapitalistischen Durchdringung von Markt und Identität überhaupt entgegenzusetzten? Die Stärke der Arbeiten liegt unter anderem in der persönlichen Aneignung unterschiedlicher Techniken und Erzählungen. Geeignete Räume werden kurzerhand behauptet, gesetzt oder imaginiert. Ein bisschen Farbe kann ja nicht schaden. Heben sie hoch das Bein, treten Sie ein …


taking center of our self-shelled selves
2020, Öl, Inkjetprint und Grundierweiss auf Leinwand, 70 x 50 cm

Veronika Abigail Beringers Arbeiten basieren auf gefundenem Material. In ihrer Serie Allround Schwimmer, 2020, werden analoge und digitale Collagen weiter fragmentiert und in Malerei, auf Leinwand sowie auf Keramikfliesen übersetzt. Manchmal kommt auch nur der Verschnitt zum Einsatz — Sedimente unserer Zeit — wie Beringer sie nennt. Im Bewusstsein des ständigen Wandels von Materie, und demnach auch von Identität, entwickelt sie Momentaufnahmen im Wechselspiel von Intuition und Reflexion. Mit Verweis auf die zeitgenössischen Anforderungen der Wandlungsfähigkeit, unter anderem bezugnehmend auf Gerald Raunigs Dividuum, schafft sie so Bilder, die sich auf mehreren Ebenen mit Fluidität und diversen Aggregatszuständen beschäftigen.

Text von Cornelia Lein

(Fotodokumentation: Agnes Prammer, ©Universität für angewandte Kunst & Cornelia Lein)