transition is the position

Solo Show, wasserwasser, Vienna, 2019

Installation View, Transition is the Position, wasserwasser, Vienna
Die braune Wolke über den drei Kopfschwarten, oil, sand and paper on canvas, 2019, 120 x 90 cm
clingy without commitment, 2019, oil on canvas, 56 x 48 cm

Impulse werden gesetzt, der Körper in Bewegung gebracht und Übergänge von einer Position zur anderen in ihrer Gesamtheit erarbeitet. Transition is the Position — demnach gibt es keine Position oder Pose auf die man hinarbeitet und in dieser dann verharrt oder sich gar entspannt. Anstelle dessen wird jede Bewegung als fließende Bewegung gesehen — auch der vermeintliche Stillstand. Dem Philosophen Henri Bergson zufolge existiert sogar die (reine) Gegenwart nicht, da sie als „unerreichbarer Jetztpunkt“ in einem „unaufhörlichen Werdensprozess“ sich laufend verschiebt.

„Wenn wir uns diese Gegenwart als sein werdend denken, ist sie noch nicht; und wenn wir sie als seiend denken, ist sie schon vergangen. […] Praktisch nehmen wir nur die Vergangenheit wahr, die reine Gegenwart ist das unfaßbare Fortschreiten der Vergangenheit, die an der Zukunft nagt.“

Henri Bergson, Materie und Gedächtnis

Einzelteile, die immer weiter fragmentiert werden — so ähnlich wie Sedimente bzw. Ablagerungen unserer Zeit. Diese Fragmente durchleben diverse Prozesse, beziehen sich auf Voriges, verschmelzen miteinander oder schweben teils komplett identitätslos und entwurzelt im Raum. Diese Anhäufungen von Elementen können als Analogie zu unserer eigenen Identität gesehen werden. Sie verkörpern den Wunsch nach einer gefestigten und vollen Identität. Was letztlich jedoch eine Illusion bleibt, weil sich alles ständig neu formt und verändert. Die Philosophin Isolde Charim beschreibt in ihrem Buch „Ich und die Anderen“ die politischen Auswirkungen der pluralisierten Gesellschaft. Als prekarisierte und fragmentierte „Weniger-Ichs“ haben wir keine vollständige Identität mehr. „Heute spürt oder ahnt zumindest jeder, dass er selber nur eine Möglichkeit unter anderen ist.“

„Personale Identität wird immer auch ein narratives Konstrukt sein, wenngleich die Vergangenheit, die unseren virtuellen Charakter bestimmt, niemals vollends zur Sprache gebracht werden kann — und zwar schon deshalb nicht, weil sie selbst dem Fluss zeitlicher Veränderungen unterworfen ist.“

Marc Rölli, „Die zwei Gedächtnisse von Henri Bergson“

Reflexionen und wiederum Verfestigungen eines Moments, die irgendwann vielleicht brüchig werden, sich zersetzen, irgendwo ablagern und Neues formen oder verloren gehen.

your reflection becomes part of me, 2018, oil on canvas, 30 x 24 cm
Aus der Form fallen, 2019, oil and paper on canvas, 56 x 48 cm

untamed but still kind of strained, 2018, oil on canvas, 30 x 24 cm
looped, 2018, oil on canvas, 90 x 60 cm
neck-tile, 2019, oil and paper on canvas, 46 x 38 cm